Seit Januar 2017 finden Sie unter der Rubrik „Geist und Seele“ im Freisinger Stadtmagazin FINK von mir beantwortete Fragen zu Themen rund um unseren Körper, Geist und Seele. Hier der aktuelle Beitrag im Original zum Herunterladen: http://www.fink-magazin.de/ausgaben/juni-2017/
Juni – es wird Sommer
„Im Juni ist Pfingsten, das Fest des Heiligen Geistes. Ist es gut, wenn der Mensch auch mal frischen Geist wehen lässt?“
Ein frischer, neuer und inspirierender Geist braucht zunächst die Voraussetzung eines freien Geistes, der nicht von Reizen, Anforderungen und Vorstellungen überflutet ist. „Im Außen“ werden wir jeden Tag hinweggerissen von Informationen, Videoclips, Nachrichtenmeldungen privater, öffentlicher, nationaler und internationaler Art. Soziale Kommunikationsmedien bringen uns unter Druck der Dauerverfügbarkeit. Der heutige fortgeschrittene Geist hat uns mit seinen Erzeugnissen in Technologie und Virtuellem im Alltagsleben fest in seinen Zügeln, und wir werden im Galopp des Lebens hinweggerissen ohne Rast und Ruh`. Erschwerend kommen die Tiefen unseres „inneren Erlebens“ in Form unserer Prägungen und erlernten Sozialisation hinzu; nämlich als Vorstellungen, (eigene/fremde) Erwartungen, (festgefahrene) Handlungsmuster oft gemeinsam mit einer zu hohen Dosis an Selbstzweifeln und unnachgiebigen Selbstvorwürfen. Vielleicht versuchen wir gesünder zu leben, vielleicht werden wir in Streitereien immer wieder zu laut, vielleicht bemühen wir uns immer wieder den Erwartungen anderer gerecht zu werden, vielleicht wollen wir mehr Lebensfreude und schaffen doch nie Gewünschtes zu verwirklichen. Es will einfach nicht klappen und wir hängen fest in einem Strudel von Versuch und Scheitern, von Versuch und wieder Scheitern. Wir fühlen uns wie Don Quichotte, den es beim Knall an die Mauer immer wieder aus dem Sattel hebt. Der „frische Geist“ hier bedeutet, den Mut zu haben unseren eigenen eingefahrenen Mustern auf die Spur zu kommen. Es braucht ein Innehalten, ein Verstehen Wollen und eine Entscheidung für eine effektivere Veränderung. Vor allem aber den Glauben, dass es für all das – in uns – einen guten und in den meisten Fällen notwendigen Grund gibt, der endlich gefunden werden will. Die Psychologie nennt das „Krankheitsgewinn“. Dabei verharren wir in unangenehmen oder sogar selbstzerstörerischen Situationen, um dem eigentlichen Konflikt (meist in uns selbst) aus dem Weg zu gehen. Wir wollen vielleicht nie wieder Schwäche, Ohnmacht, Einsamkeit, Schmerzen, Trauer, Mangel etc. erleben. Lieber kämpfen wir den Kampf mit uns selbst in Form von psychischen/physischen Krankheiten, von ungünstigem Ess-, Sport- und Arbeitsverhalten oder verlegen ihn als Projektion nach Außen auf die persönliche, oder auf eine gesellschaftliche, oder gar politische Ebene. Unter all diesem seelischen (manchmal hartnäckigen) Schorf lebt unser ganzheitliches Sein mit unserem Potential aus Talenten, Wünschen und Lebensfreude. Decken wir diese auf, stehen uns Kraft und Energie durch die unnötig gewordenen Kämpfe frei zur Verfügung und helfen nun notwendige Veränderungen alter Konzepte in uns, unserem Gegenüber, unserer Gesellschaft, Politik und Umwelt vorzunehmen. Wie die Jünger Christi sind wir nun offen und bereit für einen neuen (vielleicht sogar heiligen) Geist, der uns, durch das Verstehen unserer vielen inneren Stimmen, inspiriert, die innere und äußere Welt neu zu gestalten
„Im Juni ist auch Gartenarbeit und Gartenzeit. Was macht Grün mit dem Menschen?“
Wie groß ist unsere Freude nach einer gefühlt nicht enden wollenden Winterzeit und ihrem Einerlei von vorherrschendem kalten Grau, die ersten grünen Pflanzenknospen zu entdecken. Just sind wir verbunden mit einem Hochgefühl, das uns mit dem seit Jahrtausenden währenden Überlebenstriumph mit diesem jährlichen Wiederkehren der Natur verbindet.
Sie ist somit die Trägerin unserer tiefen Hoffnung (en) und dem Gefühl von Unsterblichkeit. Und wie sehr atmen wir auf, wenn wir unseren Blick endlich über weite grüne Wiesen und tannengrüne Wälder gleiten lassen dürfen. In uns entsteht Frieden und Entspannung. Wir leben auf in diesem Raum von Wachstum, Fruchtbarkeit und Gedeihen.
Erfolgreich aufgegriffen wird diese Wirkung bei Farbkonzeptgestaltungen der Werbebranche, ob nun bei Lebensmittelverpackungen (grün = frisch, neu, lebendig) oder von unseren InnenaustatterInnen, die mit grüner Wandgestaltung mehr Zufriedenheit in unser Leben bringen wollen. In diesem Aufgehoben sein, sind unsere Zellen wissenschaftlich erwiesen sehr bereit (vor allem bei zartgrün gestrichenen Krankenhauszimmern) schneller zu heilen. Wieso wohl scheiden sich am „grün“ als Lieblingsfarbe dennoch die Geister in Deutschland? Ist sie des einen Freund, scheint sie des anderen Feind zu sein. Kann sich diese Kontroverse mit der banalen Zuschreibung von Ungenießbarem als grünem ekligen Schimmel auf Brot und Käse erklären? Oder fühlen wir uns persönlich betroffen, weil wir zu oft als „grün hinter den Ohren“ tituliert wurden? Oder befürchten wir, wie Napoleon den giftigen Arsendämpfen seiner Lieblingsfarbe, das schmückender Weise sein Exildomizil St. Helena auskleidete, dem Schweinfurter Giftgrün (im 18. Jhd. gewonnen aus einer arsenigen Säure) tragisch anheim zu fallen?
Helfen kann bei all dieser Aufregung laut Hildegard von Bingen nur ein Spaziergang – wir ahnen es schon – im grünen Wald. Sind unsere Gemüter immer noch erhitzt, begeben wir uns einfach in die Hände von der Farbtherapie und ihren buntbestrahlten Bädern, Nahrungsmitteln, Getränken und Konzepten zur Farbgestaltung von Beleuchtungen, Möbeln und Kleidung. Diese schließen sich der Meinung Bingens an und empfehlen grün als die Farbe, um den Rhythmus von Herz und Nieren auszubalancieren, Reiz-, Unruhe- und Spannungszustände zu lindern, unsere Kräfte zu regenerieren, Selbstsicherheit zu erlangen oder sogar Trauer, Wut, Angst und Liebeskummer zu erleichtern. Hilft selbst das alles nicht, begeben sie sich in eine rosa Zelle, wie die hochaggressiven Gefangenen von den Gefängnisdirektoren Baker und Miller, um in wenigen Minuten mit einem niedrigeren Blutdruck gesegnet zu sein. Unaufgeregt dürfen wir feststellen, dass unser Farbgespann „Grün & Rosa“ in der Chakrenlehre mit ihren Zuschreibungen von (Eigen-)Liebe, Lebensfreude, Heilung und Empfindungsfähigkeit als Herzensenergie gelten.
„Im Juni ist Sommeranfang. Urlaubszeit. Wie wichtig ist Urlaub? Wie macht man richtig Urlaub?“
Eine regelmäßige und ausgewogene Auszeit ist nicht nur „reines Privatvergnügen“, sondern hat weitreichende und bedeutende Auswirkungen, belegt eine Studie des amerikanischen Forschungsunternehmens Nielsen. Sie hat eindeutig einen förderlichen Effekt auf unsere Gesundheit, unser Glück in menschlichen Beziehungen und unsere lustvolle Produktivität im Beruf. Urlaub ist daher keine Wohlstandsannehmlichkeit, die wohl 52% der Befragten dazu bringt jährlich sieben Tage davon verfallen zu lassen. Im Gegenteil: er muss als notwendige und sogar professionell selbstverantwortliche Fürsorge fest in jedem Jahreskalender seinen berechtigten Platz finden.
Eine gute Vorbereitung für einen erholsamen Urlaub, sind dabei unbedingt gelebte Feierabende und Wochenenden. Hier, wie dort gilt, rechtzeitig den Zeitpunkt für eine Erholungsphase bzw. Ferienreise realistisch einzuplanen. Sind wir damit zu spät dran, erkennen wir das an Symptomen, wie vermehrter Gereiztheit, Ungeduld, Nervosität, Vergesslichkeit, Überforderungsgefühlen u.ä.
Auch sollten wir uns nicht mit unrealistischen Vorhaben überfordern, wie z.B. 351 Tage Stress in 14 Tagen „abzuarbeiten“, eines voll durchgeplanten Tagesablaufes oder dem Diktat erzwungener Harmonievorstellung zu unseren Mitreisenden.
Unerlässlich für ein Erholungsempfinden ist unbedingt das Einplanen von ausreichender Zeit für das „Ankommen“ und „Herunterfahren“ in Form einer wohlwollenden Erlaubnis ungeplanter freier Zeit, beispielsweise für Schlafen, Dösen, Lesen, Essen u.ä. einzuplanen. Im Anschluss sind wir dann frisch gestärkt für kulturelle und sportliche Aktivitäten (in wohldosiertem Wechsel zu Ruhephasen), um durch neue Eindrücke bereichert zu werden und (emotionale und körperliche) Spannungen abzubauen.
Für Paare und Familien gilt es mit erfolgreichen Kompromissen für eine positiv erlebte Freizeit bei allen Beteiligten zu sorgen, z.B. indem Paare auch einmal getrennt ihren individuellen Leidenschaften (z.B. Wellness vs. Tauchen) frönen und in Familien die Eltern sich durch betreute Kinderfreizeiten oder abwechselnde Betreuung durch ein Elternteil notwendige, freie Zeit gönnen. Selbstverständlich ist natürlich die strikte und klare Trennung zu unserem beruflichen Alltag indem wir konsequent unser Handy kaum oder gar nicht einschalten, Emails nicht checken und auf gar keinen Fall Arbeit mit in den Urlaub nehmen. Am besten machen wir uns seine ursprüngliche Sprachbedeutung: „Urlaub = Erlaubnis“ im Sinne Pippi Langstrumpfs „ich mach` mir die Welt – widdewidde wie sie mir gefällt“ einfach zu Eigen.
Achten Sie gut auf sich! Herzlichst
Nergiz Eschenbacher